ERNÄHRUNG UND ANTIDOTIERUNG IN DER HOMÖOPATHIE

EINLEITUNG

In der klassischen Homöopathie hat die Ernährung einen sehr großen Stellenwert. Wie hoch er ist, ist uns in Unkenntnis der Historie oft gar nicht bewußt. Hahnemann selbst gab der Ernährung Zeit seines Lebens sehr große Bedeutung und veröffentlichte viele Anleitungen und Vorschriften. " Kein geringerer als Goethe hat schon im Jahre 1820 den Wert der Hahnemannschen Diät anerkannt. "Die richtige Diät ist ein Teil des homöopathischen Heilverfahrens und zwar ein wichtiger Teil; aber auch nicht mehr." Soweit Kommentare von R. Haehl, dem wichtigsten Hahnemann-Biographen.

Die Patienten benötigen oft Hinweise und Ratschläge in der Ernährung und Gesundheitsprophylaxe, um sich eine Anleitung im Durcheinander der Informationen im Medienzeitalter zu holen. Hahnemann gab immer Anweisungen in dieser Richtung. Den meisten Patienten fehlt die Geduld im Warten auf den Erfolg, der heute noch schneller gefordert wird. Viele Patienten fühlen sich mit sinnvollen Anweisungen nach dem Behandlungsgespräch unterstützt und begleitet, was sich positiv auf das Vertrauensverhältnis Homöopath-Patient auswirken kann. Begreifen wir uns als klassische Homöopathen nicht manchmal zu absolut in unserem Anspruch, nur durch die Homöopathie helfen zu können, gerade in Anbetracht der Schwierigkeit und Komplexität der Homöopathie.

ERNÄHRUNG UND ANTIDOTIERUNG IM ORGANON

Hahnemann gab im Organon der Ernährung und der Antidotierung eigene Paragraphen als Hinweise.

§. 259 " Bei der so nöthigen als zweckmäßigen Kleinheit der Gaben, im homöopathischen Verfahren, ist es leicht begreiflich, daß in der Cur alles Übrige aus der Diät und Lebensordnung entfernt werden müsse, was nur irgend arzneilich wirken könnte, damit die feine Gabe nicht durch fremdartig arzneilichen Reiz überstimmt und verlöscht, oder auch nur gestört werde."

§. 260 " Für chronisch Kranke ist daher die sorgfältige Aufsuchung solcher Hindernisse der Heilung um so nöthiger, da ihre Krankheit durch dergleichen Schädlichkeiten und andere krankhaft wirkende, oft unerkannte Fehler in der Lebensordnung gewöhnlich verschlimmert worden war." 1) "Kaffee, feiner chinesischer und anderer Kräuterthee; Biere mit arzneilichen, für den Zustand des Kranken unangemessenen Gewächssubstanzen angemacht, sogenannte feine, mit arzneilichen gewürzen bereitete Liqueure, alle Arten Punsch, gewürzte Schokolade, Riechwasser und Parfümerieen mancher Art, stark duftende Blumen im Zimmer, aus Arzneien zusammengesetzte Zahnpulver und Zahnspiritus, Riechkißchen, hochgewürzte Speisen und Saucen, gewürztes Backwerk und Gefrorenes mit arzneilichen Stoffen, z.B. Kaffee, Vanille u.s.w. bereitet, rohe, arzneiliche Kräuter auf Suppen, Gemüse von Kräutern, Wurzeln und Keimstengeln (wie Spargel mit langen, grünen Spitzen), Hopfenkeime und alle Vegetabilien, welche Arzneikraft besitzen, Sellerie,Petersilie, Sauerampfer, Dragun, alle Zwiebelarten, u.s.w.; alter Käse und Thierspeisen, welche faulicht sind, (Fleisch und Fett von Schweinen, Enten und Gänsen, oder allzu junges Kalbfleisch und saure Speisen; Salate aller Art), welche arzneiliche Nebenwirkungen haben, sind eben so sehr von Kranken dieser Art zu entfernen als jedes Übermaß, selbst das des Zuckers und Kochsalzes, so wie geistige, nicht mit viel Wasser verdünnte Getränke; Stubenhitze, schafwollene Haut-Bekleidung, sitzende Lebensart in eingesperrter Stuben-Luft, oder öftere, bloß negative Bewegung (durch Reiten, Fahren, Schaukeln), übermäßiges Kind-Säugen, langer Mittagsschlaf im Liegen (in Betten), Lesen in waagerechter Lage, Nachtleben, Unreinlichkeit, unnatürliche Wohllust, Entnervung durch Lesen schlüpfriger Schriften, Onanism oder, sei es aus Aberglauben, sei es um Kinder-Erzeugung in der Ehe zu verhüten, unvollkommener, oder ganz unterdrückter Beischlaf; Gegenstände des Zornes, des Grames, des Ärgernisses, leidenschaftliches Spiel, übertriebene Anstrengung des Geistes und Körpers, vorzüglich gleich nach der Mahlzeit; sumpfige Wohngegend und dumpfige Zimmer; karges Darben, u.s.w. Alle diese Dinge müssen möglichst vermieden oder entfernt werden, wenn die Heilung nicht gehindert oder gar unmöglich gemacht werden soll. Einige meiner Nachahmer scheinen durch Verbieten noch weit mehrer, ziemlich gleichgültiger Dinge die Diät des Kranken unnöthig zu erschweren, was nicht zu billigen ist."

ERNÄHRUNG UND ANTIDOTIERUNG IN DER HEUTIGEN ZEIT

Diese Paragraphen wurden komplett zitiert, um zu zeigen, wieviel Ahnung Hahnemann auf der einen Seite von Ernährung und Lebensgewohnheiten hatte, wie er auf der anderen Seite auch Mensch seiner damaligen Zeit. Wir dürfen nicht vergessen, daß der Wissenstand und die Moral in der Gesellschaft vor über 150 Jahren anders waren, als in unserer heutigen Zeit.

Heute in der modernen Ernährungslehre wird immer deutlicher, daß die Ernährung der wichtigste Punkt in der Beeinflussung der Gesundheit nach dem bestimmenden Faktor der genetischen Veranlagung ist . Von Epidemiologen wird vermutet, daß der Hauptfaktor für die Zunahme von Krebserkrankungen in der westlichen Welt die geänderte Ernährungsweise nach dem zweiten Weltkrieg ist. An erster Stelle steht dafür die enorme Zunahme des Fettanteils in der Ernährung von ca. 25% auf ca. 40% der Kalorien. Dies verschob sich zu Ungunsten der einfacheren Grundnahrungsmittel mit ihrem hohen Kohlehydratanteil, wie Kartoffeln und Getreide.

Immer wieder tauchen allgemein und bei speziellen Erkrankungen Fragen nach einer Ernährung in der homöopathischen Behandlung auf. Diese betreffen auch die sogenannte Antidotierung, d.h. die Einschränkung oder Aufhebung der Wirkung eines homöopathischen Medikaments. Wie Hahnemann selbst schon erwähnt, betrifft dies besonders "jedes Übermaß" und jede Übertreibung . Als Beispiel ist sicher nicht verboten Speisen zu salzen, wohl aber das Nachsalzen. Zu vermeiden sind starke und scharfe Gewürze wie Cayennepfeffer , Knoblauch, Zimt und Nelken, starke ätherische Öle wie primär Pfefferminze, Menthol und Campher, aber auch medizinisch wirksame wie Salbei. Diese Substanzen sind z.B. in Zahnpasten und Mundwässern enthalten, es gibt aber heute homöopathieverträgliche Alternativen. Menthol und Campher sind häufig in Salben und Einreibungen wie Franzbranntwein enthalten , die daher zu vermeiden sind, das gleiche gilt für stark parfümierte Kosmetika, Parfüms oder Duschgele ( der Zusatz wie "cool" bedeutet oft mentholhaltig ).

" Die homöopathische Diät verbietet während des Gebrauchs des Arzneimittels alles, was in unseren Nahrungsmitteln selbst medicamentös wirkt, und eben dadurch die Wirkungen des genommenen Arzneimittels stören könnte, sie ist strenge bei den akuten, etwas nachsichtiger bei den chronischen Krankheiten; " Hahnemann bemerkt: " Arzneiliche Dinge sind Substanzen, die nicht nähren, sondern den gesunden Zustand des Körpers verändern; alle Veränderung des gesunden Zustandes des Körpers aber ist eine Art unnatürlicher, krankhafter Verfassung." Zu diesen arzneilichen Getränken und Genüssen führt er auf: "Das Schnupfen und den Rauch des Tabaks, das Kauen des Tabaks und der Hanfblätter, die Opiumschluckerei, das Essen des Fliegenschwammes, den Branntwein, einige Arten reizender und arzneilicher Biere, den Thee und den Kaffetrank." Nach Hahnemann ist jede den Stoffwechsel stark beeinflussende Ernährung nicht erlaubt. Auf der einen Seite betrifft dies Getränke wie Kaffee und starke Kräutertees ( z.B. Kamille, Holunder ), Kräuterliköre, Wein ( wenn, nur mit Wasser gemischt ) und hochprozentigen Alkohol, auf der anderen Seite Speisen, die z.B. Spargel, Sellerie, Petersilie und Zwiebelarten ( Knoblauch, Schnittlauch ) in größeren Anteilen enthalten. Dies gilt in der heutigen Zeit für den übertriebenen Zuckerkonsum in Süßigkeiten und Getränken, sowie die schnell verwertbaren Kohlenhydrate im " Fast-food " , die kurzfristig Energie geben und den Stoffwechsel puschen, doch gerade bei Kindern zu Hyperaktivität führen können. Der Körper muß schnelle Spitzen im Energiestoffwechsel ausgleichen, was dazu führt, daß man sich nach dem kurzen Hoch eher müde und unkonzentriert fühlt. Kohlenhydrate in Form von Vollkornbrot oder Obst sind länger verwertbar und führen nicht zu diesen starken Schwankungen im Stoffwechsel und Stimmungsbild. Hahnemann empfahl allgemein alle Lebensmittel, die Schimmelpilze enthalten oder faulig sind, nicht zu verzehren. Nach dem heutigen Wissensstand sind davon viele Lebensmittel betroffen, die zwar optisch einwandfrei sind, aber trotzdem vom Schimmel befallen sein können, oder giftige Stoffwechselprodukte der Pilze wie die Aflatoxine enthalten. Man denke z.B. an Käse, Nüsse, Erdbeeren, verschiedene Obstsorten. Auch naturidentische Aromen ( z.B. Kirscharoma ), die gentechnisch aus Schimmelpilzen gewonnen werden, kann man dazuzählen.

Hahnemann stellt als "untrüglichen Leitfaden zu einer alleinseeligmachenden Diätetik" eine allgemeine Regel auf: "Mäßigkeit und Acht auf das, was deiner individuellen Konstitution in jedesmaliger Lage am besten bekommt", denn " ist nicht jeder Magen so individuell als irgendeines Menschen Fuß, an den der Schuh eines anderen nicht paßt - nicht passen kann? " ( R.Haehl ). Die Homöopathie als Individualheilkunde erfordert auch in diesen Punkten ein individuelles Eingehen des Homöopathen auf den Patienten. Ein sensibler Patient wird mehr darauf achten müssen, da er schon durch leichte Irritationen in der Ernährung empfindlich reagieren wird und so antidotiert werden kann. Der robuste Patient, der auch alle Nahrungsmittel verträgt, wird seine Symptome mehr im körperlichen Bereich haben und nicht so leicht antidotiert werden. Erfahrene Homöopathen sind sich über Antidotierung und Ernährung nicht einig, die einen achten sehr darauf, andere gar nicht. Bei den meisten besteht die Meinung, daß ein echtes Simillimum (das ja nur in ca.5% der Fälle gefunden wird) so gut wie nicht antidotiert werden kann, und wenn, dann hält vielleicht die Wirkung des Arzneimittels nicht solange an, wird aber nicht aufgehoben.

Die heutige Forschung liefert verständliche Begründungen zu den Vorschriften des Organons. Hahnemanns Genialität ist daraus ersichtlich, daß er schon vor 200 Jahren, als keiner den Begriff Allergie kannte, darauf aus praktischer Erfahrung Rücksicht nahm, indem er individuelle Empfindlichkeiten genau beobachtete. Die Lebensmittelunverträglichkeiten und -allergien nehmen heute permanent zu. Nach Professor Kasper hat bereits jeder 4.-5. Bundesbürger damit zu tun, oft ohne sich dessen bewußt zu sein, da derjenige nicht weiß, woher z.B. seine Verdauungsbeschwerden kommen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Einmal die Vergrößerung und Vielfalt des Lebensmittelspektrums, aber auch die Industrielle Produktion mit den Lebensmittelzusatzstoffen und der Massentierhaltung. An der Spitze der allergieauslösenden Stoffe stehen mit über 26 Prozent Kräuter und Gewürze. Küchenkräuter wie Sellerie, Beifuß ( Maggi ), oder Paprika sind den meisten Gerichten auch in fertigen Würzmischungen zugesetzt. Alkohol und Kaffee können zusätzlich zu ihrer Stoffwechselwirkung die Absorption von Eiweißen im Dünndarm steigern, und damit Unverträglichkeiten steigern. Jedes Eiweiß ist abhängig von seiner Größe ein potentielles Allergen. Wer verbindet seine chronisch verstopfte Nase mit der Möglichkeit, daß er auf Schwefelverbindungen allergisch reagiert, die heute vielen Lebensmitteln zugesetzt sein dürfen? Dazu gehören getrockneter Knoblauch, Wein, Marmelade, Trockenobst und -gemüse, Kartoffelprodukte und Zucker. Wenn wir überlegen, daß Sulfur Hahnemanns mit am häufigsten verordnetes Mittel war, können wir Schlußfolgerungen ziehen.

Es gibt Listen, in denen festgehalten wird, welche Arzneimittel z.B. speziell durch Kaffee stark antidotiert werden, bei denen deshalb Kaffeegenuß strikt untersagt werden muß ("Arzneimittelbeziehungen" von T. Blasig-Jäger oder "Das kleine Buch der Arzneimittelbeziehungen" von Seider )

Ein schwieriges Kapitel ist die Antidotierung durch Arzneimittel. Keinesfalls darf einem schwerkranken Patienten geraten werden, sein Arzneimittel wegzulassen wie z.B. Cortison bei Asthmakranken. Hier kann nur der erfahrene Homöopath mit viel Einfühlungsvermögen, Geduld und Können dem Patienten mit dem richtigen Homöopathikum und durch allgemeine Gesundheitsratschläge zusätzlich helfen und erst bei deutlicher Besserung in Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt langsam eine Medikation verändern. Die moderne Medizin und die Homöopathie berücksichtigen, daß Hinweise und Übungen zur Lebensführung für die Vorbeugung oder die Stabilisierung eines kranken Zustandes wichtig sind, wie z.B. Atemtraining für den Asthmakranke, Rückenschule für Bandscheibenpatienten, regelmäßiges Walking für den Herzkranken, und Diättips für ernährungsbedingte Krankheiten. Vorbeugen ist besser als Heilen. Dies gilt sicher besonders für die Ernährung. In der modernen Ernährungslehre hat sich aktuell viel geändert, da die meisten eingeführten Krankheitsdiäten wie z.B. Leberdiät, Magendiät nicht mehr pauschal gelten, zugunsten von viel größeren Freiräumen einer ausgewogenen gesunden Ernährung. Neu hat sich aufgrund der Zunahme der Allergien eine "Suchdiät" oder "Ausschlussdiät" entwickelt, die das bestimmte Allergen erkennen und vermeiden will.

Die Forschung beschäftigt sich mit der Darmflora als Hauptsitz des Immunsystems über den Kontakt mit der Nahrung. Die Darmflora ist eine komplexe Symbiose von Millionen von Bakterien und anderen Organismen, in der Zahl mehr, als wir Körperzellen haben. Der Mensch ist ein komplexer symbiontischer Organismus. Die Beeinflussung der Darmflora ist schwierig und nur über Jahreszeiträume zu erreichen. Primär durch eine konsequente Änderung der Ernährung.

Lebensmittel der Massenproduktion haben ihre eigenen Regeln und damit ihren Einfluß auf Immunsystem und Gesundheit. Orangen zur Orangensaftproduktion können zum Teil angeschimmelt und angefault im Lager liegen, bevor aus ihnen das Konzentrat gewonnen wird, dieses dann sterilisiert und eingedickt wird und schließlich am Verkaufsort mit Wasser zurückverdünnt wird. Trotz der Sterilisation werden aber Schimmelpilztoxine und Spritzmittel nachgewiesen. Die Massentierhaltung entspricht auf der einen Seite der Anforderung des Verbrauchers nach großen preisgünstigen Mengen, auf der anderen Seite gehen die Qualität und der Geschmack immer mehr zurück. Nur durch Großeinsatz von Antibiotikas und Chemikalien kann der Landwirt das unnatürliche Massenzusammenleben der Tiere ermöglichen. Nach der DGE haben viele Lebensmittel in den letzten 20 Jahren durch die Industrielle Produktion zum Teil bis zu 30% ihrer Nährstoffgehalte eingebüßt.

Hahnemanns "Lebenskraft" oder modern "Vitalität" ist sicher primär als genetisch vorgegeben zu verstehen, genauso wie im modernen Verständnis seine Miasmatheorie als komplexe soziale Vererbungslehre verstanden werden kann. Die Unterstützung der "Lebenskraft" ist aber sicher möglich. Die "Vitalität" des Essens spielt auch eine Rolle für die "Vitalität" des Körpers und der Gesundheit. Hahnemann gab vor über 150 Jahren schon Gesundheitsratschläge, so im Organon den § 261: " Die, beim Arzneigebrauche in chronischen Krankheiten zweckmäßigste Lebensordnung, beruht auf Entfernung solcher Genesungs-Hindernisse und dem Zusatze des hie und da nöthigen Gegenteils: unschuldige Aufheiterung des Geistes und Gemüths, active Bewegung in freier Luft, fast bei jeder Art von Witterung, ( tägliches Spazierengehen, kleine Arbeiten mit den Armen ), angemessene, nahrhafte, unarzneiliche Speisen und Getränke". Die heutige Wissenschaft bestätigt seine Anweisungen ohne Ausnahme, sie werden verständlicher formuliert. "Die Diät ist ihm bis in sein hohes Alter ein Hauptbestandteil seiner Heilweise geblieben" ( R.Haehl ).

Eine homöopathische Therapie versucht durch das Finden des ähnlichsten Mittels einen Umschwung im Krankheitsgeschehen zu erreichen, einen Neuanfang zur Gesundung. Damit geht eine Änderung in der Lebenshaltung und ein bewußtes Mitwirken des Patienten einher, auch im Sinne von Eigenverantwortung. Der Patient unterstützt so aktiv die Arbeit des Behandlers und wird stärker miteingebunden. Es ist für einen Homöopathen schwierig, eine organische Schädigung, die durch Überernährung und damit Adipositas herbeigeführt wird, man denke an Diabetes, Bluthochdruck, oder Gicht, ohne Ernährungshinweise erfolgreich zu behandeln. Empfohlen wird ein Gewicht, das maximal 10 % über der Norm liegt, wenn ernährungsbedingte Krankheiten oder Risikofaktoren vorliegen. In der Ernährungslehre wird angenommen, daß es genetisch festgelegt für jeden Menschen einen individuellen " Set point " gibt. Das ist das Körpergewicht, um welches es 2-3 kg nach oben und unten natürlicherweise schwankt als persönliches individuelles Normalgewicht.

Abnehmen bedeutet nicht, sich durch Diäten verschiedenster Art dem sogenannten "JoJo" Effekt auszusetzen, d.h. 5kg nach unten, 6kg nach oben zu pendeln, was für den Körper großen Streß bedeutet. Abnehmen im modernen Sinn ist langsames Ändern von Ernährungsgewohnheiten und der gesamten Lebensweise über Halbjahres-Zeiträume. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung ( DGE ) ist als neutrale wissenschaftliche Organisation darum bemüht, durch allgemeine Grundregeln den Ernährungsstatus und das Wissen darum zu fördern. Empfohlen wird eine vielseitige, abwechslungsreiche Mischkost, um Nährstoffdefiziten vorzubeugen. Der Konsum von tierischen Fetten wird reduziert zu Gunsten von Kohlenhydraten wie Brot, Müsli, Kartoffeln und Reis. Statt 2 oder 3 großer Mahlzeiten werden 6 kleinere Mahlzeiten täglich geplant. Jeden Tag sollten je 2 Portionen Gemüse und Obst verzehrt werden. Statt täglichen Fleischkonsums werden nur noch zwei Fleischmahlzeiten die Woche, dafür aber auch zwei Seefischmahlzeiten empfohlen. Die allgemeine Einkaufsregel lautet: Fleisch und Wurst von guter Qualität, fettarmen Käse und Quark. Eine ausreichende Trinkmenge von mindestens 1,5 - 2 Litern Getränken, bevorzugt Mineralwasser oder milde Kräutertees, unterstützen den Stoffwechsel und Ausscheidungsvorgänge. Tägliche regelmäßige Bewegung wie Radfahren, Walking oder Schwimmen jeweils mindestens 30 Minuten lang ( nach neuen wissenschaftlichen Studien sind kürzere Zeitabschnitte nicht ausreichend für echte Ergebnisse ) ergänzen die Umstellung durch Verbesserung körperlicher Kondition und Belastbarkeit. Die Schwierigkeit liegt in der Motivation zum langfristigen Ändern von Lebensgewohnheiten. In der Praxis sollte man dem Patienten 2 oder 3 leicht umsetzbare Hinweise mitgeben z.B. statt Butter Halbfettbutter oder fettreduzierte Margarine zu verwenden, oder z.B. Streichwurst wegzulassen, dafür Schinken zu essen, oder z.B. als kleine Zwischenmahlzeit eine Scheibe Brot zu essen. Kaum ein Patient ist sich bewußt, daß er nur über den Vorgang des Alterns alle 10 Jahre ca. 150 kcal In der Ernährung einsparen muß, um das gleiche Gewicht zu halten, da der Grundumsatz an Energie altersbedingt abnimmt. Wissenschaftler diskutieren, daß sich die Zahl der Diabetiker durch die Überernährung in den nächsten 10 Jahren verdoppeln wird.

Der Physiker Prof. F-A. Popp, der Grundlagenforschung für die Homöopathie betreibt, betont den Wert der Nahrung unter völlig neuen Qualitätsaspekten. In seinem neuen Buch "Die Botschaft der Nahrung" zeigt er gravierende Konsequenzen für den Menschen. Die Ernährung ist ein zentrales Thema. In jedem Ritual, sei es in Familie oder in Gesellschaft, verbindet das Essen die Menschen miteinander. Es ist Ausdruck von Lebensfreude und Vitalität und hat große Bedeutung, was die Gesundheit oder Krankheit eines Menschen betrifft. Jede Ernährungsart ist Kind ihrer Zeit, ihrer Zeitgeschichte, denken wir an die Hektik des Fastfoods, an die Überreizung in der Vielfalt und an den Mangel der Qualität im Vergleich zur Menge. Hahnemann erkannte schon in seiner Zeit die Bedeutung der Ernährung. Wieviel Wert gab er seinen Ernährungsanleitungen und wie viele Essenssymptome fragte er ab. Halten wir uns an seinen Satz: " Machen wir es nach, aber machen wir es genau nach." Doch wagen wir uns auch im Sinne von Weiterentwicklungen etwas voran, wie auch Hahnemann nie stehenblieb, sondern immer kreativ experimentierte, sich aber nie scheute, Fehlentwicklungen wieder zurückzunehmen.